Die Lockdowns. Ich habe diese Zeit gehasst.

Man hätte das Konzept auch Corona-Diaries nennen können. Diese Monate des ersten und des zweiten Lockdowns waren eine Dystopie im Wohnzimmer.

Immer diese Sofafrustration. Zur Passivität verdammt suchte ich während dieser Wochen nach Möglichkeiten, aktiv zu werden. Und wurde durch immer neue Verordnungen – so wie wir alle – zum Wenigtun verdammt. Ja, das war alles vernünftig, aber schwer auszuhalten. Die Ära der Streamingportale, der Onlinebegegnungen, der Videocalls begann und hält bis heute an.

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Der erste Lockdown

Triptychon, März 2020, Pigmentdruck, Auflage 20, A3

Unter der Verwendung dreier Zeitstempel aus den aktuellen Veröffentlichungen der John Hopkins Universität. Auf der Seite der US-Universität wurden die teilweise explosionsartigen Zuwächse der Infektionszahlen weltweit erfasst und wiedergegeben. Diese Zahlen waren Schätzungen, die versuchten, das reale Geschehen während der ersten Pandemiephase abzubilden. Man sah also Grafiken, die nur bedingt mit der Realität zu tun hatten. Etwas, das sich dem realen Geschehen nur annähern konnte – zumal viele Staaten aus unterschiedlichen Gründen Fantasiezahlen veröffentlichten. Das hatte etwas von einem Angsttraum im Fieberwahn. Die Zeit verging, die Kurven stiegen und stiegen und fielen wieder. Italien, Frankreich, USA, China, Deutschland, Chile, Südafrika.

Auf den Bildschirm starren. Die Tage waren bleiern, fade, einsam.

Drei aufeinanderfolgend veröffentlichte Zeitstempel der Grafiken der John Hopkins Universität habe ich am 26. März 2020 während des ersten Lockdowns in Deutschland kopiert und auf einem A3 Bogen platziert. Das Licht wandert über das Rot und über diese Zahlen-Buchstaben-Gebilde – ein Schlaglicht. Auf eine Phase, die im März 2020 Gefühle auslöste, die wir in unserer vermeintlich sicheren westlichen Welt noch nicht kannten.

Ich guck nur zu

„Das provoziert die Pandemie 1.2“, DIN A3, Pigmentdruck, Auflage 5

„Ich guck hier nur zu beim Zugucken“. Der verballhornende Satz meines Freundes auf die Frage einer Verkäuferin auf dem Samstagsmarkt fasste den durchschnittlichen Gemütszustand während der Lockdowns treffend zusammen. So schön, dass ich diesen mit der Zustimmung des Urhebers zu einem handlichen Motiv machte.

"Das provoziert die Pandemie"

Triptychon, Pigmentdruck auf 200g Karton, ca. DIN A2, Original

Drei Gedanken, drei Feststellungen. Ausgelöst von der bleiernen Schwere der Lockdowntage im Herbst 2020. Der zweite Lockdown. Wie viele werden da noch kommen? Hin- und hergerissen zwischen Wünschen und Resignation.